Kreuzfahrt auf der Alster

Gestern hielt das Wettervorhersagen-Orakel das, was es versprochen hatte: Sommer-Sonnen-Wetter. Und Herr Grillenscheucher und ich hielten das, was wir uns für diesen Fall vorgenommen hatten: wir lösten die Gutscheine für eine Alsterkreuzfahrt ein, die ich von meinen Kollegen zum Jubiläum geschenkt bekommen hatte. Dafür sind wir sogar – ganz Kreuzfahrt-Profis 😉 – früher als gewöhnlich aufgestanden.

Diese Kreuzfahrtschiffe fahren den ganzen Tag eine bestimmte Route mit diversen Anlege-Stellen über die Alster. Wenn man, so wie wir, ein Ticket für die gesamte Tour hat, kann man den ganzen Tag mit den Schiffen kreuz und quer fahren und überall aus- und wieder einsteigen. Allerdings fahren die Schiffe in einem einstündigen Takt. D.h. dass man beim Aussteigen eine Stunde auf das nächste Schiff warten muss. An einigen Anlegern hätte uns definitiv eine kürzere Zeit gereicht, aber gut, so wurde es ein geruhsamer Tag mit viel Zeit, aufs Wasser zu gucken.

Da kommt das erste Schiff, mit dem wir starteten. Die Schiffe sehen alle gleich aus – außen und innen -, aber natürlich haben sie unterschiedliche Namen.

Herr Grillenscheucher und ich sind gleich am ersten Anleger „Atlantic“ ausgestiegen, weil ich irgendwo mal gelesen hatte, dass es dort in der Nähe ein Hotel mit einem besonders tollen Fahrstuhl gibt. Nein, es handelte sich nicht ums Hotel Atlantic, aber das haben wir unterwegs natürlich auch gesehen. Auf der Terrasse sitzt es sich, glaube ich, nicht so richtig gut wegen der viel befahrenen Straße davor.

Es war das Hotel Le Méridien und eigentlich auch nicht der Hotel-Fahrstuhl, der vollkommen unspektakulär ist, sondern der vom zum Hotel gehörigen Restaurant Heritage. Allein der Ausblick von diesem Restaurant auf die Alster, das im 9. Stock liegt, ist schon irre:

Der Fahrstuhl ist verglast und beim Hoch- und Runterfahren sieht man die Alster. Echt edel.

Anschließend sind wir mit viel Zeit an der Alster zurück zum Anleger marschiert und hatten unterwegs wunderschöne Blicke aufs Wasser.

Zurück am Anleger betrachteten wir das Treiben auf dem Wasser. Der alte Alsterdampfer St. Georg schipperte vorbei und auch jede Menge Möwen.

Die Kirche St. Johannis und unser Fernsehturm sind von dort sehr schön zu sehen.

Dann ging es mit dem nächsten Schiff weiter zur übernächsten Anlege-Stelle, dem Uhlenhorster Fährhaus. Dort haben wir von einer Brücke aus den Feenteich, der voller Seerosen ist, bestaunt.

In der Gegend gibt es jede Menge wunderschöne Häuser, die leider oft ein wenig leblos aussehen. Am besten gefallen hat mir das Konsulat der Republik Tadschikistan – unfassbar, welche Lagen sich Konsulate leisten können!

Der Mann, der dort raus kam, dachte, er hätte unseren BMW eingeparkt. Hihi, wenn der wüsste, welches Auto wir fahren… Ich habe ihn beruhigt und gesagt, dass mir das Haus gut gefällt. Und, juchuh, waren wir fast per Du, jedenfalls sehr nett zueinander. Geht doch. 🙂

Noch mehr schöne Häuser und erstaunlicherweise sind nicht alle weiß.

Besonders verliebt bin ich in das folgende Haus. Erstens ist es unbewohnt und hat eine Art Bauzaun drum rum. Zweitens, und vor allem deshalb, hat es einen wunderschönen riesigen Balkon, den man auf dem Foto an der rechten Seite erkennen kann. Hach, es wäre doch bestimmt ein großer Spaß, dieses Haus zu sanieren und diesen Balkon zu bepflanzen! Wenn man die Kohle und die Zeit dafür hätte…

In guter Nachbarschaft befindet sich das Islamische Zentrum Hamburgs mit einer wunderschönen Moschee. Kürzlich habe ich gelesen, dass Politiker fordern, dass sie abgeschafft wird. Dabei ist sie so ein toller Bau. Aus einer Nebenstraße erahnt man sie erst nur und dann stand ich voller Bewunderung davor. (Nein, ich habe nichts mit dieser oder irgendeiner anderen Religion zu tun. Ich erfreue mich einfach nur an schönen Bauwerken.)

Und wieder saßen Herr Grillenscheucher und ich eine Weile am Anleger und warteten auf unser nächstes Schiff. Wir ließen uns die Sonne auf die Nase brizzeln und hatten eine Menge Spaß mit der Beobachtung unserer Umgebung. Von dort kann man nicht nur den Alsterpark sehen, sondern tatsächlich auch die Elphi. Wie wunderschön sie aussieht neben dem Rathausturm und ein bisschen versetzt dahinter dem Turm vom Mahnmal St. Nikolai.

Welch ein Panorama! Und dazwischen dümpelte die ganze Zeit ein Alster-Radler. Ist ja wohl der neueste Schrei, auf dem Wasser zu radeln. Das soll alle Muskeln und den Gleichgewichtssinn noch viel mehr fördern als das – meiner Meinung nach dämliche – Stand-Up-Paddling.

Ich hoffe nach wie vor, dass der Mensch auf seinem Rad von selbst dort angekommen ist, wo er hin wollte. Denn er hatte zwar ein Segel dabei, aber das hat ihm nichts genützt: kein Wind! Selbst die Segler haben schließlich zu ihren Rudern gegriffen.

Herr Grillenscheucher und ich fuhren mit dem nächsten Schiff weiter bis zur „Endhaltestelle“, dem Winterhuder Fährhaus. Von dort führt die Schiffstour dann wieder zurück Richtung Jungfernstieg. Wir stiegen aus und haben uns den Haynspark angesehen, an dem ich schon so oft mit dem Auto auf dem Weg zur Arbeit vorbei gekommen war, angesehen. Das ist wirklich ein süßer Park! Es gibt ein paar Pavillons:

Auf einem Kinderspielplatz gibt es sogar ein Planschbecken! Das ist echter Luxus. Und Teile von dem Park werden von Nachbarn gepflegt, wie wir auch gleich sehen konnten.

Außerdem gibt es verschiedene Bootsverleiher. An einem wird einem eine Gondel offeriert und an einem anderen Tretboote der verschiedensten Art.

(Der Schwan hatte übrigens mal einen echten Schwan als verliebten Gegenpart und wir wissen ja alle, dass Schwäne treu bis ans Lebensende sind. Egal, wie sie aus ging, ich finde die Geschichte unglaublich traurig.)

Dort, am Winterhuder Fährhaus, haben Herr Grillenscheucher und ich eine längere Pause gemacht und dafür ein Schiff sausen lassen. Dadurch kamen wir in den Genuss des Cafés al volo, in das wir uns sofort verliebt haben. Dort gibt es so viele liebevolle Details, dass einem fast schwindelig wird. Z.B. ein sehr beeindruckendes Schild in der Toilette:

Genau, wer würde schon seine Träume im Klo versenken? Hoffentlich niemand!!!

Und wieder warteten wir eine Weile am Anleger Winterhuder Fährhaus auf unser nächstes Schiff.

Einen Anleger später, an der Streekbrücke, sind wir wieder ausgestiegen. Dort wird nur auf dem „Rückweg“ vom Winterhuder Fährhaus angelegt, denn in die andere Richtung gibt es einfach keinen Anleger. Unterwegs haben wir uns mal nach draußen gestellt – Sitzplätze gab es dort nicht ein einziges Mal. Die waren immer besetzt. 🙁

Erst nachdem Herr Grillenscheucher und ich dort durch einen kleinen Park und ein paar Straßen gelaufen waren, fiel mir auf, dass ich auch an der Streekbrücke vorbei komme, wenn ich mit Olga zur Arbeit fahre. Insofern war die Gegend nicht so spannend für mich, obwohl es so einige hübsche Häuser gibt. Aber die hatten wir ja an diesem Tag zur Genüge. Viel schöner fand ich diese Trauerweide:

Und wieder saßen wir an einem Anleger und warteten auf unser nächstes, dieses Mal letztes Schiff. Wir witzelten über einen Sportler, der sich vor unseren Augen in seinen Neopren-Anzug warf und diverse gymnastische Übungen absolvierte, bevor er sich mit einem sehr kleinen Board ins Wasser warf und mit den Armen ruderte. Training für’s Surfen? Wir wissen es nicht, aber ich konnte endlich ein Foto vom Anleger machen, nachdem der Typ ins Wasser verschwand.

Das letzte Schiff der Kreuzfahrt brachte uns zurück zum Jungfernstieg. Immer noch war draußen kein Platz frei, aber ich habe es sehr genossen, drinnen zu sitzen und einfach nur zu gucken. Die Alster war voller Boote jedweder Art. Es waren unglaublich viele Segelboote unterwegs, auf denen wegen der Windflaute die Ruder ausgepackt wurden. Ein Segelboot wurde bereits von einem Motorboot abgeschleppt. Tja, man sollte sich schon überlegen, bei welchem Wetter man sich auf ein Segelboot begiebt, gell.

Für Herrn Grillenscheucher und mich war es ein wunderschöner Tag dank meiner lieben Kollegen. 🙂 Und wenn jemand einige der hochpreisigen Viertel Hamburgs erschließen möchte, ist so eine Alsterkreuzfahrt eine sehr gute Gelegenheit dafür.

Jubiläum

Heute bin ich seit 25 Jahren fest in meiner Firma angestellt. Ich habe dieses Datum für eher irrelevant gehalten und mich hauptsächlich auf die 5 zusätzlichen Urlaubstage gefreut, die es zu diesem Anlass bei uns gibt. Alles andere war mir weniger wichtig: das Schreiben vom obersten Chef, das zusätzliche Geld, das Firmengeschenk. Zumal mir mein direkter Chef bereits letzte Woche gratulierte und mir Geschenk und Schreiben übergab. (Wie töffelig kann man eigentlich noch sein?)

Aber ich hatte nicht mit meinen Kollegen gerechnet. Heute Morgen wurde ich von ihnen mit einer La-Ola-Welle und einem wunderschön dekorierten Tisch begrüßt.

Das ist einfach nur WOW! So liebevoll und so perfekt passend ausgesucht und mit einem total lieben Text auf der dazugehörigen Karte – der Wahnsinn. Ich glaube, ich habe heute den ganzen Tag wie ein Honigkuchenpferd gestrahlt. 🙂

Es gab eine Fotomontage von meinem Lieblingsschiff, der Mein Schiff 1, auf der Binnenalster. Sogar mit einem Foto vom Schiff als es noch keine 1 hinter dem Namen trug. Auf meiner ersten Kreuzfahrt hieß es noch so, denn damals hatte die TUI nur dieses eine Kreuzfahrtschiff am Start.

Auf der wunderbaren Karte war das Motiv nochmal in kleiner abgebildet:

Eigentlich hatte ich ja gedacht, dass ich dieses Jahr meine letzte Kreuzfahrt gemacht habe, aber nun habe ich eine Alster-Kreuzfahrt geschenkt bekommen. Wie wunderbar! Das habe ich nämlich noch nie gemacht und plane sie direkt in meine bevorstehende Auszeit ein.

Das Köfferchen ist einfach entzückend und die Schokoladen-Taler erinnern mich an meine Kreuzfahrten, bei denen ein ähnlicher jeden Abend als Betthupferl auf dem Kopfkissen lag.

Die Servietten sind so klasse:

Den Sand auf dem Tisch und das Geld, das sich im Köfferchen verbarg, wird glückliche Verwendung auf meinem Balkon finden. Schließlich lieben die meisten Kräuter eine Zugabe von Sand in ihrer Erde.

Den lustigen Jubiläums-Tee werde ich im Herbst trinken und mich dabei an diesen Tag erinnern. Besonders dann, wenn es mal wieder schwierig ist, die guten Seiten meines Jobs zu sehen.

Den hat mir A. extra aus England mitgebracht, weil der Titel „Jubilee“ in Verbindung mit den 25 Teebeuteln so toll passte.

Ja, sie sind schon echte Herzchen, meine Kollegen – meistens. Heute haben sie mich sehr glücklich gemacht und das ist, was zählt – das Jetzt.

Palma de Mallorca und Abflug

Wie schon so oft war Palma de Mallorca der letzte Hafen der Kreuzfahrt. Und wie fast ebenso oft ging unser Flug nach Hamburg am frühen Morgen. 🙁 Zu und zu schade, denn weil es ja die letzte Fahrt der Mein Schiff 1 für die TUI war, musste man dieses eine Mal die Kabinen nicht schon um 9 Uhr räumen. Es hätte so ein gemütlicher Abreisetag werden können…

Ich bin schon sehr früh vom dröhnenden und schlingernden Schiff aufgewacht. Das Motor-Getöse hörte einfach nicht auf, obwohl wir schon längst angelegt haben müssten. Kaum hatte ich mich an den Lärm gewöhnt und hätte nochmal in seligen Schlaf sinken können, da klingelte der Wecker. Nun gut, die Kreuzfahrt begann ziemlich schlaflos und musste wohl ebenso enden.

Draußen war noch pechschwarze Nacht und weiterhin dröhnten Motoren. Auf dem Balkon fanden wir endlich raus, was los war. Es war derart stürmisch, dass es kaum möglich war, das Schiff fest zu vertäuen. Deshalb drückten auf unserer Schiffsseite zwei Schlepper das Schiff gegen den Anleger. Kein Wunder, dass es so laut war.

Kaum hatten wir des Rätsels Lösung gesehen, verschwanden die Schlepper. Das Schiff war vertäut. Sehr gut, es würde also kein größeres Abenteuer werden, vom Schiff zu gehen.

Herr Grillenscheucher und ich funktionierten trotz Müdigkeit eingespielt. Kurzes Frühstück. Restlichen Kram einpacken. Und tschüß. Das Tschüß wurde unerwartet ein ganz besonderes, denn der Kreuzfahrtdirektor D., der uns getraut hatte, stand am Ausgang und verabschiedete die Gäste. Es war so schön, ihn zu umarmen und nochmal danke sagen zu können. Wir fühlten uns gebauchpinselt, weil wir natürlich annahmen, dass er sich diese Verabschiedungsschicht wegen uns ausgesucht hat. Und das wollen wir auch bitte weiter glauben. 😉

Den Flughafen von Mallorca kennen wir allmählich ziemlich gut. Wir wissen, wo man rauchen darf und wo es leckere Sandwiches gibt und wo die Toiletten sind. Das reicht ja normalerweise an Wissen über einen Flughafen. Also haben wir geraucht, die Sicherheitsprozedur über uns ergehen lassen, ein Sandwich und eine Cola gekauft und an unserem Gate auf den Abflug gewartet.

Der Rückflug wurde von der Germania durchgeführt und die kannten wir noch nicht. Im Flieger gab es ein ziemliches Gerangel mit dem Handgepäck, weil sie viel zu große Brocken desselben rein gelassen hatten. Ich verstehe wirklich nicht, warum so viele Leute meinen, sie könnten die Hälfte ihres Gepäcks im Handgepäck transportieren. Ganz besonders dann nicht, wenn diese Leute von so einer Kreuzfahrt kommen, wo man schließlich jederzeit seine Wäsche waschen lassen kann – zu echt moderaten Preisen.

Was wir auch nicht wussten ist, dass es bei Germania im Gegensatz zu anderen Anbietern immer noch einen Snack und ein Getränk inklusive gibt. Das teure Sandwich am Flughafen hätten wir uns also sparen können. Und die Cola war eine richtig, richtig blöde Idee, denn durch den Druck beim Starten explodierte die Flasche beim Öffnen fast. Merke: Nimm keine kohlensäurehaltigen Getränke mit in den Flieger, wenn Du keine Dusche benötigst! Man lernt eben nie aus.

Mittags waren Herr Grillenscheucher erschöpft und müde, aber glücklich wieder zu Hause. Es war für uns eine wunder-, wunderschöne Kreuzfahrt, an die wir sehr gern zurück denken. Der perfekte vorläufige Abschied von unserer Kreuzfahrt-Phase.

Seetag und Koffer packen

Nein, es war nicht der letzte Tag dieser Kreuzfahrt. Morgen würden wir noch Barcelona anlaufen. Aber irgendwie lag den ganzen Tag so eine Art Abschiedsgefühl über dem Schiff. Alle fingen an, die Koffer zu packen, damit für Barcelona möglichst viel Zeit bleibt und morgen eben nur noch die Reste verstaut werden müssen. Denn nur einen Tag später würden wir früh morgens in Palma de Mallorca anlegen und endgültig von der Mein Schiff 1 Abschied nehmen.

Herr Grillenscheucher und ich haben lange geschlafen und unseren Kaffee mit Zigarette auf dem Balkon genossen. Das Frühstück fiel eher unter Reste-Essen. Es gab nur noch billige Aufschnitt- und Käsesorten am Buffet. Das Zeug musste jetzt anscheinend endlich weg. 😕

Ich habe den Hochzeitsstrauß auf unserem Balkon fotografiert. Oh, wie wunder-, wunderschön, dass es Sonnenblumen werden durften!

Herr Grillenscheucher und ich hatten einen weitgehend entspannten Tag und haben Trinkgelder verteilt, die Shops aufgesucht und noch ein Schnäppchen gemacht, aufs Meer und in den Himmel geguckt.

Aber die allgemeine Aufbruchstimmung steckte uns an und so haben auch wir angefangen, die Koffer zu packen. Dieses Mal haben wir nur meinen voll gepackt, um ihn von Bord tragen zu lassen. Und wir beschlossen, den von Herrn Grillenscheucher mit den restlichen Sachen erst am Abreisetag zu bepacken und selbst von Bord zu tragen. Das war eine gute Idee, die problemlos funktionierte. Dass wir aber auch erst auf unserer vorerst letzten Kreuzfahrt darauf kommen würden. 😳

Für den kleinen Imbiss zwischendurch gingen wir mal wieder zum Cliff 24 und mein bestellter Cheeseburger bekam doch tatsächlich eine Käsescheibe mit irgendwelchen Kräutern drin. 😯 Das Zeug muss definitiv weg! Schmeckte aber nach nichts, nicht mal nach Käse. Puh, Glück gehabt.

Alle, die bei dieser letzten Fahrt der Mein Schiff 1 unter der TUI-Flagge dabei waren, hatten ein Modellschiff von der Mein Schiff 1 als Geschenk in die Kabine bekommen – eins pro Kabine sehr richtiger Weise. E. und G., die ja schon seit Singapur dabei waren und entsprechend einiges an Souvenirs angesammelt hatten, fragten uns, ob wir ihr Modellschiff haben wollen. Sie konnten es nicht mehr unterbringen und wussten inzwischen, dass Herr Grillenscheucher und ich in getrennten Wohnungen leben. Insbesondere wegen der Hochzeit fanden sie, dass dies für jeden von uns ein ganz besonderes Andenken wäre. Das war sooo lieb! Wir haben uns sehr gefreut und konnten das zweite Schiff auch gerade noch so unterbringen. Immer, wenn einer von uns jetzt auf sein Schiff guckt, denkt er an E. und G. 🙂

Abends gab es im Atlantic bereits das Abschiedsmenü. 😯 Die Begründung dafür war, dass viele am nächsten Tag lange in Barcelona verbringen würden und danach nicht mehr die Muße für dieses Menü haben würden. Herr Grillenscheucher bekamen einen sehr schönen Tisch weit hinten und nachdem wir das Menü gegessen hatten, verstanden wir die Begründung. Es war so, so, so unglaublich lecker! Die Küche hatte sich absolut selbst übertroffen und das Käsebuffet, das es auch an diesem Abend gab, war ein Zuviel des Guten. In die Hauptspeise, Tournedos Rossini, hätte ich mich rein legen mögen. Hach, war das toll, nochmal so ein wunderbares Essen auf unserem Lieblingsschiff genießen zu dürfen. Insbesondere nachdem früher am Tag ja alles weg musste…

Wie immer haben wir den Tag im Casino ausklingen lassen und uns eine Weile mit C. und M. unterhalten. Das Bett rief uns relativ früh an diesem Abend.

 

Civitavecchia und die Räuberhochzeit

Civitavecchia, das ist der Hafen, an dem so gut wie jedes Kreuzfahrtschiff im westlichen Mittelmeer anlegt. Klar, das ist eben der Hafen, von dem aus man den Gästen super Ganztagesausflüge nach Rom verkaufen kann. Da dauert dann eine Strecke knapp 2 Stunden mit dem Bus – schneller ginge auch, aber dann fehlt ja die Pause am Souvenirladen unterwegs. 😉 Ohne organisierten Ausflug und mit der Bahn braucht man etwa 1 Stunde pro Strecke.

Aber egal, wie man nach Rom kommt, man hat eben nur diesen einen Tag für diese wunderschöne, sehr große Stadt, die Herr Grillenscheucher und ich sehr lieben. An einem Tag hätten wir nicht mal unsere dortigen Lieblingsplätze abgeklappert, geschweige denn auch noch Neues gesehen. Deshalb sind wir nie von Civitavecchia nach Rom gefahren, obwohl wir verdammt oft in diesem Hafen anlegten. Es erschien einfach von vornherein frustrierend.

Civitavecchia haben wir uns angesehen als wir das erste Mal auf einer Kreuzfahrt dort landeten. Öh, nee, das hatte aber auch so gar nichts Schönes. Nicht mal eine Hafenkneipe. Vielleicht ist es inzwischen schöner geworden, denn es ist schon ein paar Jahre her, dass wir es uns angesehen haben. Dennoch war unsere Begegnung mit dem Ort so blöd und langweilig, dass wir auf jede weitere gern verzichteten.

Zum x-ten Mal stellten wir uns also vor dieser Kreuzfahrt die Frage: Was machen wir bloß in Civitavecchia? Im näheren Umkreis der Stadt gibt es einfach nichts, was uns beide auch nur annähernd interessiert. 🙁 Klar, den Tag einfach auf dem Schiff zu verbringen, während zumindest viele andere Mitreisenden nach Rom pilgern, ist immer eine gute Option. Das war eigentlich schon beschlossene Sache zwischen Herrn Grillenscheucher und mir. Aber dann stolperte ich auf der TUI Cruises Webseite über die Möglichkeit, auf dem Schiff in einem Hafen das Eheversprechen zu erneuern. Nun sind wir ja nicht verheiratet, aber man könnte doch? Oder?

Die Anfrage über die liebe C. bei der TUI war schnell los getreten und die Antwort war: Da dieses Angebot nichts Offizielles hat, brauchen wir dafür auch nicht verheiratet zu sein. Nun wussten wir, was wir auf dieser Kreuzfahrt in Civitavecchia tun würden: Heiraten. 💡

Es folgte ein längerer Mail-Wechsel mit der zuständigen Frau bei der TUI, die leider nicht sehr auskunftsfreudig war und lieber noch zusätzliche Leistungen wie z.B. eine Hochzeitsfrisur verkaufen wollte. Nee danke, ich möchte lieber so heiraten wie ich normalerweise aussehe. Klar gibt es besonders schöne Klamotten dafür, aber keine besondere Frisur oder gar ein Makeup, was ich nie trage. Wäre doch auch echt blöd, wenn Herr Grillenscheucher mich bei der Gelegenheit gar nicht wieder erkennt. 😉

Ein paar Details waren immerhin trotzdem vorher geklärt. C. und M., die ja ohnehin mit uns reisten, erklärten sich glücklicherweise bereit, als Trauzeugen zu fungieren. Und dankenswerterweise auch, Fotos zu machen.

Herr Grillenscheucher und ich waren monatelang immer wieder mit der Hochzeit beschäftigt. Was ziehen wir an? Welche Fliege passt zum Anzug, zu meinem Outfit und zu Donany? Wie werden die Ringe transportiert? Müssen wir eigentlich während der Zeremonie selbst was sagen und das vorbereiten? Hui, wir waren ganz schön aufgeregt!

Bereits am zweiten Tag dieser Kreuzfahrt hatten wir wegen der Hochzeit einen Termin mit dem Kreuzfahrtdirektor D., der die Trauung vornehmen würde, und der Concierge der X-Lounge R., die für das Organisatorische zuständig war. Dabei stellte sich heraus, dass auf dem Schiff und bei den beiden gar nicht angekommen war, dass wir noch nicht verheiratet sind. Soviel zur vorherigen Kommunikation mit der zuständigen Frau bei der TUI… Ein Glück fanden es beide ganz toll und sehr besonders, dass Herr Grillenscheucher und ich uns auf diese Art und Weise die Ehe versprechen wollen. Sie waren ganz gerührt, dass es für uns so perfekt passt, das auf unserem Lieblingsschiff auf seiner letzten Reise für die TUI zu tun.

Was aber immerhin dort angekommen war, war unser Hochzeitstortenwunsch. Im Formular gab es die Wahl zwischen Erdbeer- und Schokoladentorte. Wir hatten uns Käsekuchen gewünscht. Kein Problem. 🙂 Und meine Wahl der Blumen für den Tisch war auch übermittelt worden. Am liebsten wollte ich Sonnenblumen, denn das sind meine Lieblingsblumen. Aber ich hätte auch gelbe Tulpen oder Narzissen genommen. Im Frühling blühende Sonnenblumen zu bekommen, könnte immerhin schwierig werden. Nicht so für die TUI. Alle drei Blumen wurden uns bei dem Gespräch angeboten und ich habe mich riesig darüber gefreut, dass es Sonnenblumen werden durften!

Viel Text, aber die Vorgeschichte musste sein, damit der geneigte Leser den Ereignissen des 8. Aprils folgen kann.

Herr Grillenscheucher und ich hatten einen entspannten Start in den Tag, wurden aber zunehmend nervöser. Als wir nach dem Frühstück gegen Mittag in die Kabine zurück kamen, erwartete uns eine Flasche Sekt im Eiskübel vom Schiff und eine ganz entzückende Deko auf unserem Bett.

Den Sekt haben wir vorerst ignoriert, denn schließlich wollten wir schon eher nüchtern in die Ehe gehen. Besoffen kann das ja jeder. 😉

Herr Grillenscheucher band Donany die Fliege und die Ringe um die Pfoten.

 

Und dann hieß es duschen und warten. Irgendwann hing mir der Magen in den Kniekehlen und Herr Grillenscheucher besorgte Pommes rot-weiß aus dem Cliff 24. Das war sozusagen unsere Henkersmahlzeit. 😉

Herr Grillenscheucher schmiss sich in seinen Hochzeitsanzug.

C. holte ihn ab und brachte ihn zu M. ins Casino. Ich schmiss mich in mein Hochzeitsoutfit und kurz danach kam C. zurück, um mir mit einem fummeligen, kleinen Knopf im Nacken zu helfen. So war sicher gestellt, dass Herr Grillenscheucher mich in meiner Hochzeitskleidung nicht sieht bevor ich „einmarschiere“. Die in Chania gekaufte Clutch kam zum Einsatz, denn es hätte schon ein bisschen blöd ausgesehen, hätte ich meine Zigaretten und die Vorsichtspackung Tempos in der Hand getragen.

Dann hieß es: weiter warten. Meine Güte, es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte an meinen Nägeln gekaut, was ich sonst nie tue. 😮 Endlich kam R. und holte mich ab. Wir schlenderten einmal längs über das Schiff durch die engen Gänge auf Deck 9 nach vorn zur X-Lounge, die sonst nur den Suite-Gästen vorbehalten ist und extra für uns gesperrt war. (Auch so ein Thema im Mail-Wechsel mit der TUI. Eigentlich durften wir uns den Ort der Trauung aussuchen, aber an Bord stellte sich raus, dass es darüber keine Diskussion gibt, sondern die X-Lounge gesetzt ist. Da hätten wir uns eine Menge Gedanken vorab sparen können…)

Tja, und dann dachte ich, ich könnte endlich einmarschieren. Aber nichts. Erstmal musste ich noch entscheiden, ob ich allein gehe oder mit Begleitung und wenn ja, mit wem. Ich fand es passend, allein ein zu marschieren, und dachte noch, dass das die Prozedur ein Mini-Mini-Bisschen beschleunigen würde. Inzwischen war ich ja für jedes Bisschen dankbar… Aber nichts. Ich musste warten, denn die Musik war noch nicht bereit. Herrjeh, da macht frau schon was durch. 😉

Dann endlich durfte ich los und die Musik zum Einmarsch kam nur unwesentlich später:

Dieses Lied spielte und sang Herrn Grillenscheucher und mir eine Sängerin in einem kleinen Jazz-Club kurz nachdem Herr Grillenscheucher und ich uns gefunden hatten. Vom Text her viel zu früh, aber heute passt es definitiv.

Juchuh, und endlich ging es los. Nicht, dass das irgendwas an meiner Nervosität geändert hätte. Da stand Herr Grillenscheucher in einem Herz aus Schiffstauen und Rosen. Es dauerte ein bisschen bis mir klar wurde, dass ich mich mit in das Herz stellen sollte.

Nach dem Lied begaben wir uns an den Tisch daneben, auf dem Donany mit den Ringen wartete. Extra für ihn wurde dort vorher nochmal umdekoriert, wie Herr Grillenscheucher mir hinterher erzählte. Und Donany bekam ein kleines Kissen für seinen wackeligen Kopf. Sooo liebevoll!

D., der Kreuzfahrtdirektor dieser Reise, hielt eine wunderschöne Rede für uns. Er ist sowieso ein richtig toller Kreuzfahrtdirektor mit Humor und Empathie. Da hatten wir richtig Glück, denn für derartige Trauungen ist immer der Kreuzfahrtdirektor und nicht der Kapitän zuständig und wir hatten schon ziemlich unangenehme derartige Direktoren auf unseren Fahrten.

Nach der Rede gaben wir einander das große JA-Wort, versprachen, uns zu lieben und zu ehren in guten wie in schlechten Tagen, und schworen uns die Treue. Hach, ergreifend!

Wir steckten einander die Ringe auf, nachdem wir sie von Donany runter gepuzzelt hatten. Zumindest ich stellte mich einigermaßen ungeschickt damit an. 😳

Und dann wurde für uns „Ton, Steine, Scherben“ mit einem der schönsten Liebesliedern, die es unserer gemeinsamen Ansicht nach gibt, gespielt:

Kitsch ist irgendwie nicht unser Ding. 😉 Aber es hat uns alles sehr berührt. Unsere Hände zeigen das auch.

Danach durften wir uns küssen. Ich fand das schon sehr seltsam, nach Aufforderung küssen zu sollen. Aber auch das haben wir – natürlich – hingekriegt.

D. gab uns noch ein paar persönliche Worte mit auf den Weg und das folgende Gedicht, von dem ich leider nicht weiß, von wem es ist:

Gemeinsam

Gemeinsam wachsen und gedeihen,
einander stützen und verzeihen,
gemeinsam lachen und auch weinen,
einander als warme Sonne scheinen.

Einander Respekt und Achtung zeigen
gemeinsam in Liebe verbunden bleiben,
einander Platz geben und Freiraum lassen,
das Lebensdrehbuch gemeinsam verfassen.

Einander in die Augen sehen,
gemeinsam versuchen, zu verstehen,
das „Ich“ und „Du“ pflegen ohne Gier –
dann wird es ganz selbstverständlich „Wir“!

Ich finde es wunderschön und absolut zu uns passend. Danke, D., das hast Du super ausgesucht!

Wir haben die Hochzeitsurkunde unterschrieben und anschließend gab es Champagner zum Anstoßen.

Dann kam der große Moment der wunderschönen Hochzeitstorte. Es war kein Käsekuchen, sondern eine Käsetorte geworden und die war eigentlich viel zu schön zum Anschneiden.

Mal ganz abgesehen davon, dass mir in dem Moment überhaupt nicht nach essen von was auch immer war. Aber das gemeinsame Anschneiden gehört selbstverständlich dazu. Da Herr Grillenscheucher bei uns der Koch ist, war für mich ganz klar, dass er das Messer führt und ich meine Hand nur leicht über seine lege. Hui, zu welchen Deutungen das führen kann! Wie schön, dass ich einfach weg hörte und sehen konnte, dass es auf unsere Art und Weise wunderbar klappte (man achte auf die akkuraten Schnitte…).

Die Torte war übrigens unglaublich lecker und alle Anwesenden freuten sich über unsere Wahl. Trotzdem haben wir es nicht geschafft, sie vollständig zu vernichten – sie war naturgemäß auch sehr sättigend.

Puh, nun hatten wir alles geschafft, was zu so einer anständigen Hochzeit gehört. Endlich durften wir rauchen gehen. 😉 Beim Ablegen standen wir vier auf der Aussichtbar und hörten das Typhoon und den Auslaufsong.  Wir winkten der Mein Schiff 2 zu, die an diesem Tag direkt hinter uns lag.

Es war das letzte Mal, dass sich die beiden Schwesternschiffe in einem Hafen trafen, und deshalb ging es ans Herz.

Hinterher haben wir mit C. und M. im Surf & Turf sehr lecker gespeist. Zum gebuchten Hochzeitspaket gehört eigentlich ein 6-Gänge-Menü im Richard’s Fine Dining, aber das ist absolut nicht unser Ding. Also haben wir darum gebeten, uns stattdessen im Surf & Turf einen Tisch zu reservieren, was zum Glück kein Problem war. Extra für uns war der Tisch total liebevoll geschmückt.

Hinterher waren wir alle vier pappsatt und konnten uns kaum noch bewegen geschweige denn den Rest der Hochzeitstorte als Nachtisch essen. Ins Casino sind wir dann eher gerollt als gegangen. Wir ergatterten 4 Plätze an der Bar und hatten noch einen sehr schönen Abend. Von allen Seiten wurden Herr Grillenscheucher und ich beglückwünscht. So’n Schiff ist eben doch ziemlich klein und unsere Hochzeit machte ganz schnell die Runde. Immerhin war die X-Lounge ja solange für das Publikum gesperrt und auf dem Schild vor der Tür stand eindeutig, was dort gerade stattfand.

Nachdem C. und M. sich verabschiedet hatten, hatten wir noch ein langes Gespräch mit G. über unsere Hochzeit. Hui, der war echt neugierig, aber es hat Spaß gemacht. Gegen Mitternacht sind Herr Grillenscheucher und ich in unsere Kabine gegangen, wo der wunderschöne Hochzeitsstrauß mit einem ziemlich erschöpften Donany auf dem Bett auf uns warteten.

Wir haben endlich den Sekt geköpft, der nun schon den halben Tag in seinem Kübel stand. Inzwischen war er zwar nicht mehr richtig kalt, aber um ganz allein auf dem Balkon miteinander anzustoßen, reichte es noch. Eine Weile haben wir den Möwen zugeguckt, die gerade das Schiff begleiteten, und dann sind wir glücklich und sehr müde in die Betten gesunken. So ein Glück, dass morgen wieder ein Seetag ist!