Laubgeraschel nach der OP

Genau eine Woche nach der OP wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Die Eltern von Herrn Grillenscheucher holten uns ab und brachten uns in seine Wohnung. Endlich raus aus dem Krankenhaus! Und vor allem die Aussicht, vorerst nur noch ambulant behandelt zu werden, war unglaublich erleichternd.

Als allererstes habe ich mir im breiten Bett die eine Hüfte derart verlegen, dass ich kaum schlafen konnte. Herrjeh, als hätte ich kein anderes Problem. Aber dennoch: Wir hatten ein paar sehr schöne Tage bei Herrn Grillenscheucher mit Besuchen, Ausflügen, Spaziergängen und viel Laubgeraschel. Sogar zum Hafen sind wir gefahren und mit der Elbfähre nach Finkenwerder und zurück. In unserem Lieblingscafé waren wir auch.

Wir haben den Geburtstag von Herrn Grillenscheucher zu Hause verbringen dürfen und waren mit den Eltern von Herrn Grillenscheucher auf dem Elbdeich, wo wir einen wunderschönen Herz-Drachen steigen sahen.

Natürlich standen Arztbesuche und Vorbereitungen für die nächsten Behandlungen, aber zwischendurch hatten wir Zeit für uns und gute Dinge.

 

Laubgeraschel vor der OP

Nach eineinhalb Wochen und 3 Untersuchungen im Krankenhaus war immer noch nicht klar, wo eigentlich der Herd der Metastasen in meinem Kopf ist. Es sollte auch noch eine ganze Weile dauern bis der gefunden wurde. Klar war aber, dass die Metastasen raus aus meinem Kopf müssen. Man gab mir endlich Cortison, was meine Bewegungsfähigkeit deutlich verbesserte, und plante einen OP-Termin.

Ein Glück durfte ich vorher nochmal für ein paar Tage nach Hause – Hafterleichterung. Die Eltern von Herrn Grillenscheucher holten uns ab und brachten uns mit leckerem Kuchen in die Wohnung von Herrn Grillenscheucher. Herrlich: Latte Macchiato mit Kuchen am Tisch! Ein ganz anderes Gefühl als auf dem Krankenhausbett am Nachttisch zu essen.

Herr Grillenscheucher und ich verbrachten ein verlängertes Wochenende im Laubgeraschel mit Spaziergängen um den Appelhoffweiher.

Und zu unserem großen Glück konnten wir unseren 20. Jahrestag bei Herrn Grillenscheucher zu Hause statt im Krankenhaus verbringen. Wir versuchten zu verstehen, was uns das Leben gerade vor die Füße geschmissen hat. Was uns nicht wirklich gelang. Ich füllte eine Menge Vorsorgeunterlagen aus, damit Herr Grillenscheucher handlungsfähig bleibt, sollte irgendwas total schief gehen. Danach fühlte ich mich zumindest etwas beruhigt.

Tja, und dann kam der Tag, an dem ich zurück ins Krankenhaus musste. Ein Dienstag. Am Mittwoch sollte die geplante OP stattfinden. Wieder fuhren uns die Eltern von Herrn Grillenscheucher und gaben mir aufmunternde Geschenke und ganz, ganz tolle selbst gestrickte Bettsocken mit. 🙂

Wir begaben uns auf meine Station, wo wir eher irritiert empfangen wurden. Dringendere Fälle wären zu operieren und meine OP müsse verschoben werden. Ja, haben die denn die Entwicklung der letzten 100 Jahre oder so verpasst??? Wozu gibt es eigentlich Telefone??? Unfassbar!!!

Der Arzt, mit dem es deshalb ein kurzes Gespräch gab, kotzte sich bei uns eigentlich auch nur über die Zustände im Krankenhaus aus. Und so ging es für weitere 2 Tage zurück in die Wohnung von Herrn Grillenscheucher. Seine Eltern waren längst unterwegs zu anderen Terminen und weil es in Strömen regnete, gönnten wir uns ein Taxi. Teuer, aber mit einer sehr lustigen Fahrerin mit knallrot gefärbten Haaren und einem sehr angenehmen Parfum.

Letztlich fand die OP am Freitag statt. Der Donnerstag war ein Feiertag, an dem ich zurück ins Krankenhaus musste. Abends gab’s zur Nervenberuhigung nochmal Wein im Schweinske.

Herbstbalkon

Heute mal ein erfreulicheres Thema, nämlich mein verpackter Herbstbalkon.

Herr Grillenscheucher hat alle meine Töpfe mit den mehrjährigen Pflanzen liebevoll in die Schutzfolie gewickelt. Und das waren dieses Jahr echt viele, vor allem viele kleine.

Meine große Kiste für die leeren Töpfe und Kästen und bleibt diesen Winter im Keller. Dafür müssen ein paar Einjährige auf dem Balkon verharren. Unperfekt ist auch mal gut.

Wunderschön finde ich, dass die Tagetes, die sich selbst ausgesät hat, immer noch blüht. Lichtblicke…

Am sonnigen Donnerstag letzte Woche haben wir einen Gutschein von meinen lieben Kollegen gegen Tannenzweige eingelöst und die Töpfe damit bedeckt. Ich bin guter Hoffnung, dass meine Pflanzen nun gut auf den Winter vorbereitet sind.

Stapelweise Termine

Aus irgendeinem unbekannten Grund schaffe ich es immer wieder, dass meine Arzttermine Rudel bilden, obwohl ich wirklich ernsthaft versuche, das zu vermeiden. Vielleicht sollte ich mich über die Rudelbildung mehr freuen, denn dadurch habe ich zwischendurch immer monatelang Ruhe vor Arztpraxen. Ja, das sollte ich wohl tun, auch wenn es momentan anstrengend ist, die Feierabende mit Vorsorge-Untersuchungen zu verbringen.

Zum Glück gab es dabei, davor und danach viele gute Dinge in der Woche vom 8. bis 14. November 2018:

  • Ich war beim Hautscreening zur Hautkrebs-Vorsorge und hatte ein sehr nettes Gespräch über Berufe und Arbeitswege mit der Arzthelferin, während sie die Fotos machte. Hinterher hat der Hautarzt nicht nur die Fotos betrachtet, sondern auch geschaut, ob es außer an diesen Stellen neue Auffälligkeiten gibt, und mich dann damit entlassen, dass alles super ist. Hui, welch eine Erleichterung!
  • Die alljährliche, eher sinnbefreite Abteilungssitzung ist mal wieder überstanden. Dieses Mal war der Raum für die Menge Menschen viel zu klein, was aber immerhin dazu führte, dass es nicht so kalt wie sonst war. Man muss auch für kleine Dinge dankbar sein…
  • Leider war Herr Grillenscheucher am Freitag so krank, dass wir weder zum Tanzen noch uns sehen konnten. Ich habe ihn sehr vermisst und mich total gefreut, dass es ihm am Samstag besser ging, so dass wir uns sehen konnten.
  • Hier in Hamburg wurde der analoge Kabelempfang abgestellt und mein etwas in die Jahre gekommener Fernseher kann keinen DVB-C-Empfang. Ich habe mit mir diskutiert, ob ich wahlweise einen entsprechenden Receiver oder einen neuen Fernseher kaufe. Allerdings ist die Kiste so selten an, dass ich mich dazu entschlossen hab, sie in den Keller zu verfrachten. Bislang finde ich es einfach nur wunderbar, dass das hässliche Ding raus aus meiner Wohnung ist. Und sollte ich es wider Erwarten vermissen, kann ich ja immer noch kaufen, was nötig ist.
  • Herr Grillenscheucher hat mir für meine Mittagspausen so eine Art Shepherd’s Pie in kleinen Muffin-Förmchen gebacken. Lecker ist das! Und außerdem muss ich dank meines eigenen Essens nie in den derzeit sehr langen Schlangen in der Kantine anstehen.
  • Leuchtend gelbes Laub im Regen auf meinem Arbeitsweg. Das leuchtet derart, dass es nahezu in den Augen brennt. Ein unglaublicher Stimmungsaufheller.
  • Genauso wie die leckere Bolo, die es am Samstag gab.
  • Das Projektkarussell im Büro dreht sich weiter. Inzwischen ist immerhin klar, dass ich in einem Projekt weiter arbeiten darf, das ich gern mag und interessant finde. Noch dazu übernimmt es der Projektleiter, mit dem ich meine allerersten Projekterfahrungen gesammelt habe. Ich freue mich sehr, dass wir nochmal zusammen arbeiten dürfen. Und ich amüsiere mich über die Reaktionen auf diese Entscheidung. Ist doch immer wieder interessant, wie sich Menschen verhalten. 😉
  • Ich konnte im Hellen und (!) Trockenen begutachten, ob meine Tannenzweige-Verteil-Aktion im Dunklen geklappt hat. Natürlich nicht so richtig. Welch ein Glück, dass noch ein Bündel Zweige übrig war! Damit konnte ich die übersehenen Stellen ausbessern und jetzt ist der Balkon wirklich fertig gerüstet für den Winter. (Nächste Woche soll es hier den ersten Schnee geben. 😮 )
  • Herr Grillenscheucher und ich haben Pläne für bevorstehende Ereignisse gemacht – hauptsächlich leckere Essenspläne.
  • Nachdem ich schon in meiner Auszeit beim Optiker war, um meine Augen „nachmessen“ zu lassen, und mir dort eine Bildschirmarbeitsplatzbrille empfohlen wurde, hatte ich nun endlich einen Sehtest-Termin beim Betriebsarzt. Erstaunlicherweise wurde mir dort dasselbe empfohlen. Offenbar sind in diesem Bereich die Sparmaßnahmen gelockert worden. Jetzt darf ich mir auf Kosten des Arbeitgebers sogar eine Nahkomfortbrille (mit der man angeblich auch in die Ferne gucken kann) aussuchen und muss nichts dafür bezahlen, wenn ich ein passendes Nulltarif-Gestell für mich finde. Selbst wenn ich für das Gestell zuzahlen muss, dürfte es nicht allzu viel sein. Welch ein Luxus!
  • Ich konnte einer Kollegin, die ich gar nicht kenne und die mich eher zufällig anrief, sehr weiterhelfen, weil ich einfach mein Wissen geteilt habe. Genauso ergab es sich bei einem Gespräch mit einem Kollegen und seine Idee, von der er mir zufällig beim Rauchen erzählte. In meiner Firma wird Wissen eher ungern geteilt und deshalb freut es mich immer ganz besonders, wenn ich diese blödsinnige Attitüde brechen kann.
  • Herr Grillenscheucher hat mir die bereits letzte Woche erwähnte CD von Ed Sheeran „Divide“ auf Anton überspielt. Deshalb höre ich sie auf meinen Nach-Hause-Wegen gerade rauf und runter, höre der Musik und den Texten genau zu. Es verblüfft mich immer wieder, wie glücklich Musik mich machen kann. Wie manche Stücke nur anfangen müssen und schon habe ich ein breites Lächeln im Gesicht und Glücksgefühle im Bauch. Eins davon ist „Galway Girl“:

 

Hochhäuser

Mitten in einem der teuersten Stadtteile Hamburgs, in Harvestehude, stehen zwischen lauter Altbauten 12 Gelbklinker-Hochhäuser – die Grindelhochhäuser. Vor mittlerweile 2 Jahren ( 😳 ) haben Herr Grillenscheucher und ich zwei der viel begehrten Plätze bei der Führung durch diese Häuser beim Denkmaltag ergattert. Vorher fand ich diese Häuser immer faszinierend hässlich, seitdem bin ich fasziniert von ihrer Geschichte und dem Leben in ihnen, wie es kurz nach ihrer Fertigstellung gewesen sein muss.

Auf dem Weg dorthin kommt man an einer sehr hübsch bemalten Hausfassade und Altbauten mit Skulpturen vorbei.

Und dann steht man vor jeder Menge Gelbklinker – Kontrast pur.

Bei unserer Führung war es übervoll. Die Frau, die uns die Hochhäuser nahe bringen wollte, war zwar sehr resolut (fast hätten wir in Zweier-Reihen gehen müssen 😉 ), hatte aber trotzdem Mühe, ihre Schäflein beisammen zu halten. Was wahrscheinlich auch an der Geschwindigkeit lag, die sie vorlegte, die für Rollator-Fahrer definitiv zu schnell war. Aber sie wollte uns halt in der Kürze der Zeit so viel wie möglich von den Häusern zeigen und erklären.

Ursprünglich war die ganze Anlage für die Besatzungsmächte nach dem 2. Weltkrieg geplant bis diese beschlossen, ihr Hauptquartier doch lieber nach Frankfurt zu legen. Der Hamburger Senat entschied sich daraufhin, die Häuser, deren Fundamente bereits gelegt waren, fertig zu bauen. Es entstand eine sehr moderne Wohnanlage mit Müllschluckern, einem Park zwischen den Häusern, Spielplätzen mit Wärtern, einer Wäscherei und einer Tankstelle. Letztere gibt es – leer stehend – immer noch. Dabei lag die doch so praktisch zwischen Ein- und Ausgang der Tiefgarage.

Im Erdgeschoss der Häuser gab es damals alle Läden, die das Herz begehrte: Metzger, Obst- und Gemüsehändler, Schuhladen usw. Außerdem gab es dort Arztpraxen und Cafés. Für das alltägliche Leben musste man das Areal der Häuser quasi nicht verlassen. Das stelle ich mir total praktisch vor.

Die Grünflächen zwischen den Häusern beinhalten einen Teich, viele Bäume und diverse Skulpturen. Letztere haben sich mir nicht so erschlossen, aber das mag daran liegen, dass ich sowas eher überflüssig finde. (Ist es sicherlich nicht. Lediglich ich kann damit nicht so viel anfangen.)

Leider durften wir im Inneren der Häuser nichts besichtigen. Es hätte mich brennend interessiert, wie die Wohnungen geschnitten sind. Wobei das natürlich auch unterschiedlich je nach Haus ist. Es gibt ein Gebäude, das nur aus Ein-Zimmer-Wohnungen besteht. Es wurde extra für die sogenannten Postfräuleins geschaffen: ledige, arbeitende Frauen.

Rein durften wir zwar nicht, aber drauf. Zum Abschluss der Führung waren wir eingeladen, mit auf die Dachterrasse eines der Gebäude zu kommen. Dort gab es nicht nur eine überwältigende Aussicht über Hamburg, sondern wir wurden auch zu Getränken und Kuchen eingeladen. Das war total nett und die Terrasse war obendrein liebevoll herbstlich geschmückt.

Die Aussicht von oben auf eins der Hochhäuser:

Blicke über viele, viele Dächer:

Man konnte die Kirche St. Nikolai (nicht zu verwechseln mit dem Mahnmal St. Nikolai) und das Planetarium von dort oben sehen.

Ist sie nicht wunderschön grün, unsere Stadt? 🙂