Barcelona im kalten Wind

Nee, mit Barcelona werde ich einfach nicht richtig warm, was nicht am ziemlich kalten Wind an diesem Apriltag lag. Es war Herrn Grillenscheuchers und meine dritte Stippvisite auf einer Kreuzfahrt in dieser Stadt. Das erste Mal hatten wir die Größe der Stadt vollkommen unterschätzt und gerieten ziemlich in Stress, um das Schiff rechtzeitig zu erreichen. Das zweite Mal haben wir eben deshalb Tickets für einen Hop-On-Hop-Off-Bus im Voraus gebucht. Unterwegs in so einem Bus bekamen wir allerdings Schiss, dass er im Stau stecken bleiben könnte, und gerieten deshalb ziemlich in Stress. Dieses Mal hatten wir uns extra nur das gotische Viertel vorgenommen. Immerhin sind wir endlich nicht in Stress geraten. Nur in den Wind.

Morgens war noch alles gut. Die Sonne schien. Es war warm. Das Schiff war relativ leer und ich konnte ein menschenfreies Foto von unserer liebsten Aussichtbar machen.

An dieser Stelle möchte ich nochmal anmerken, dass die weißen Sessel mit den schwarz-weißen Hockern zwar sehr stylisch und bequem aussehen, letzteres aber absolut nicht sind. Man hängt irgendwie unbequem da drin und kommt dann nur schwer wieder raus. Das Aussehen ist eben nicht alles.

Hinter uns lag die Viking Sea, deren Infinity-Pool mich total fasziniert hat. Wie es wohl ist, dort auf offener See drin zu sein? (Allein am besten natürlich.)

 

Während Herr Grillenscheucher und ich noch mit den Morgenritualen beschäftigt waren, wurde unser Schiff fleißig entladen. Puh, bei den Mengen, die sie von Bord schafften, hatten wir schon Sorge, abends hungern und dursten zu müssen. 😉

Am späten Vormittag standen wir an der Haltestelle für den offiziellen Hafen-Shuttlebus. Wir mussten eine ganze Weile warten bis uns einer auch endlich einsteigen ließ. Aber die Sonne schien und wir waren frisch verheiratet. 🙂 An der Columbus-Statue endete die Fahrt.

Ein kleines Stück sind wir die sog. Ramblas lang gelaufen und sind dann schnell nach rechts ins gotische Viertel abgebogen. Die Ramblas bestehen hauptsächlich aus Touri-Nepp, finde ich. Wer außer Touristen würde sich selbst sonst als Karikatur malen lassen wollen? 🙄

Das gotische Viertel ist eigentlich ganz süß. Es gibt viele kleine Läden und noch mehr Gassen, aber so gut wie keinen Baum. Graue, grau-gelbe oder gelbe Fassaden ohne lebendiges Grün. In solchen Umgebungen habe ich immer das Gefühl, wie eine Primel einzugehen.

 

Die Kirchen finde ich besonders trist. Wir kamen an der Basilika Santa Maria del Pi und am Dom vorbei. Lebensfroh ist für mich irgendwie was anderes, aber das sollen Kirchen ja wohl leider auch nicht sein.

Die große Markthalle Santa Caterina hingegen hat ein lustiges buntes Wellblechdach und ist auch sonst sehenswert.

Draußen allerdings pfiff inzwischen ein fieser kleiner kalter Wind um jede Ecke und ich fror. Deshalb begaben Herr Grillenscheucher und ich uns langsam auf den Rückweg. Gegen die triste Umgebung gab es unterwegs künstliche Sonnenblumen, Plakate und bunte Wassereis-Kühltruhen zu sehen.

Zum zweiten Mal an diesem Tag kamen wir zum Placa Reial, den ich wirklich gern mag. Wahrscheinlich, weil es dort immerhin Palmen gibt.

Dort fanden wir sogar ein weitgehend windstilles Eckchen vor einer Cerveseria und machten eine Pause mit einem Stück Tortilla Espanola, das genauso wie der Cappuccino sehr lecker war.

Auch Donany gefiel es dort:

Und dann ging es schnellen Schrittes durch den kalten Wind zur Haltestelle vom Hafen-Shuttlebus.

Im Bus trafen wir I. und N. und wurden nochmal herzlich zur Hochzeit beglückwünscht. 🙂

Zurück auf unserem Lieblingsschiff haben wir alles für die Abreise am nächsten Tag vorbereitet und sind anschließend zum letzten Ablegen auf die Aussichtbar gegangen. Wider Erwarten gab es keine Tränen, sondern Freude über diese letzte wunderschöne Fahrt mit der Mein Schiff 1. Alle hatten ein Lächeln auf den Lippen – richtig schön.

Ein letztes Mal waren Herr Grillenscheucher und ich im Atlantic essen und hinterher im Casino. Dort haben wir uns von allen verabschiedet und danach noch eine Weile von unserem Balkon aufs Meer geguckt. Ob wir das wohl jemals wieder auf diese Art und Weise tun werden können?

Civitavecchia und die Räuberhochzeit

Civitavecchia, das ist der Hafen, an dem so gut wie jedes Kreuzfahrtschiff im westlichen Mittelmeer anlegt. Klar, das ist eben der Hafen, von dem aus man den Gästen super Ganztagesausflüge nach Rom verkaufen kann. Da dauert dann eine Strecke knapp 2 Stunden mit dem Bus – schneller ginge auch, aber dann fehlt ja die Pause am Souvenirladen unterwegs. 😉 Ohne organisierten Ausflug und mit der Bahn braucht man etwa 1 Stunde pro Strecke.

Aber egal, wie man nach Rom kommt, man hat eben nur diesen einen Tag für diese wunderschöne, sehr große Stadt, die Herr Grillenscheucher und ich sehr lieben. An einem Tag hätten wir nicht mal unsere dortigen Lieblingsplätze abgeklappert, geschweige denn auch noch Neues gesehen. Deshalb sind wir nie von Civitavecchia nach Rom gefahren, obwohl wir verdammt oft in diesem Hafen anlegten. Es erschien einfach von vornherein frustrierend.

Civitavecchia haben wir uns angesehen als wir das erste Mal auf einer Kreuzfahrt dort landeten. Öh, nee, das hatte aber auch so gar nichts Schönes. Nicht mal eine Hafenkneipe. Vielleicht ist es inzwischen schöner geworden, denn es ist schon ein paar Jahre her, dass wir es uns angesehen haben. Dennoch war unsere Begegnung mit dem Ort so blöd und langweilig, dass wir auf jede weitere gern verzichteten.

Zum x-ten Mal stellten wir uns also vor dieser Kreuzfahrt die Frage: Was machen wir bloß in Civitavecchia? Im näheren Umkreis der Stadt gibt es einfach nichts, was uns beide auch nur annähernd interessiert. 🙁 Klar, den Tag einfach auf dem Schiff zu verbringen, während zumindest viele andere Mitreisenden nach Rom pilgern, ist immer eine gute Option. Das war eigentlich schon beschlossene Sache zwischen Herrn Grillenscheucher und mir. Aber dann stolperte ich auf der TUI Cruises Webseite über die Möglichkeit, auf dem Schiff in einem Hafen das Eheversprechen zu erneuern. Nun sind wir ja nicht verheiratet, aber man könnte doch? Oder?

Die Anfrage über die liebe C. bei der TUI war schnell los getreten und die Antwort war: Da dieses Angebot nichts Offizielles hat, brauchen wir dafür auch nicht verheiratet zu sein. Nun wussten wir, was wir auf dieser Kreuzfahrt in Civitavecchia tun würden: Heiraten. 💡

Es folgte ein längerer Mail-Wechsel mit der zuständigen Frau bei der TUI, die leider nicht sehr auskunftsfreudig war und lieber noch zusätzliche Leistungen wie z.B. eine Hochzeitsfrisur verkaufen wollte. Nee danke, ich möchte lieber so heiraten wie ich normalerweise aussehe. Klar gibt es besonders schöne Klamotten dafür, aber keine besondere Frisur oder gar ein Makeup, was ich nie trage. Wäre doch auch echt blöd, wenn Herr Grillenscheucher mich bei der Gelegenheit gar nicht wieder erkennt. 😉

Ein paar Details waren immerhin trotzdem vorher geklärt. C. und M., die ja ohnehin mit uns reisten, erklärten sich glücklicherweise bereit, als Trauzeugen zu fungieren. Und dankenswerterweise auch, Fotos zu machen.

Herr Grillenscheucher und ich waren monatelang immer wieder mit der Hochzeit beschäftigt. Was ziehen wir an? Welche Fliege passt zum Anzug, zu meinem Outfit und zu Donany? Wie werden die Ringe transportiert? Müssen wir eigentlich während der Zeremonie selbst was sagen und das vorbereiten? Hui, wir waren ganz schön aufgeregt!

Bereits am zweiten Tag dieser Kreuzfahrt hatten wir wegen der Hochzeit einen Termin mit dem Kreuzfahrtdirektor D., der die Trauung vornehmen würde, und der Concierge der X-Lounge R., die für das Organisatorische zuständig war. Dabei stellte sich heraus, dass auf dem Schiff und bei den beiden gar nicht angekommen war, dass wir noch nicht verheiratet sind. Soviel zur vorherigen Kommunikation mit der zuständigen Frau bei der TUI… Ein Glück fanden es beide ganz toll und sehr besonders, dass Herr Grillenscheucher und ich uns auf diese Art und Weise die Ehe versprechen wollen. Sie waren ganz gerührt, dass es für uns so perfekt passt, das auf unserem Lieblingsschiff auf seiner letzten Reise für die TUI zu tun.

Was aber immerhin dort angekommen war, war unser Hochzeitstortenwunsch. Im Formular gab es die Wahl zwischen Erdbeer- und Schokoladentorte. Wir hatten uns Käsekuchen gewünscht. Kein Problem. 🙂 Und meine Wahl der Blumen für den Tisch war auch übermittelt worden. Am liebsten wollte ich Sonnenblumen, denn das sind meine Lieblingsblumen. Aber ich hätte auch gelbe Tulpen oder Narzissen genommen. Im Frühling blühende Sonnenblumen zu bekommen, könnte immerhin schwierig werden. Nicht so für die TUI. Alle drei Blumen wurden uns bei dem Gespräch angeboten und ich habe mich riesig darüber gefreut, dass es Sonnenblumen werden durften!

Viel Text, aber die Vorgeschichte musste sein, damit der geneigte Leser den Ereignissen des 8. Aprils folgen kann.

Herr Grillenscheucher und ich hatten einen entspannten Start in den Tag, wurden aber zunehmend nervöser. Als wir nach dem Frühstück gegen Mittag in die Kabine zurück kamen, erwartete uns eine Flasche Sekt im Eiskübel vom Schiff und eine ganz entzückende Deko auf unserem Bett.

Den Sekt haben wir vorerst ignoriert, denn schließlich wollten wir schon eher nüchtern in die Ehe gehen. Besoffen kann das ja jeder. 😉

Herr Grillenscheucher band Donany die Fliege und die Ringe um die Pfoten.

 

Und dann hieß es duschen und warten. Irgendwann hing mir der Magen in den Kniekehlen und Herr Grillenscheucher besorgte Pommes rot-weiß aus dem Cliff 24. Das war sozusagen unsere Henkersmahlzeit. 😉

Herr Grillenscheucher schmiss sich in seinen Hochzeitsanzug.

C. holte ihn ab und brachte ihn zu M. ins Casino. Ich schmiss mich in mein Hochzeitsoutfit und kurz danach kam C. zurück, um mir mit einem fummeligen, kleinen Knopf im Nacken zu helfen. So war sicher gestellt, dass Herr Grillenscheucher mich in meiner Hochzeitskleidung nicht sieht bevor ich „einmarschiere“. Die in Chania gekaufte Clutch kam zum Einsatz, denn es hätte schon ein bisschen blöd ausgesehen, hätte ich meine Zigaretten und die Vorsichtspackung Tempos in der Hand getragen.

Dann hieß es: weiter warten. Meine Güte, es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte an meinen Nägeln gekaut, was ich sonst nie tue. 😮 Endlich kam R. und holte mich ab. Wir schlenderten einmal längs über das Schiff durch die engen Gänge auf Deck 9 nach vorn zur X-Lounge, die sonst nur den Suite-Gästen vorbehalten ist und extra für uns gesperrt war. (Auch so ein Thema im Mail-Wechsel mit der TUI. Eigentlich durften wir uns den Ort der Trauung aussuchen, aber an Bord stellte sich raus, dass es darüber keine Diskussion gibt, sondern die X-Lounge gesetzt ist. Da hätten wir uns eine Menge Gedanken vorab sparen können…)

Tja, und dann dachte ich, ich könnte endlich einmarschieren. Aber nichts. Erstmal musste ich noch entscheiden, ob ich allein gehe oder mit Begleitung und wenn ja, mit wem. Ich fand es passend, allein ein zu marschieren, und dachte noch, dass das die Prozedur ein Mini-Mini-Bisschen beschleunigen würde. Inzwischen war ich ja für jedes Bisschen dankbar… Aber nichts. Ich musste warten, denn die Musik war noch nicht bereit. Herrjeh, da macht frau schon was durch. 😉

Dann endlich durfte ich los und die Musik zum Einmarsch kam nur unwesentlich später:

Dieses Lied spielte und sang Herrn Grillenscheucher und mir eine Sängerin in einem kleinen Jazz-Club kurz nachdem Herr Grillenscheucher und ich uns gefunden hatten. Vom Text her viel zu früh, aber heute passt es definitiv.

Juchuh, und endlich ging es los. Nicht, dass das irgendwas an meiner Nervosität geändert hätte. Da stand Herr Grillenscheucher in einem Herz aus Schiffstauen und Rosen. Es dauerte ein bisschen bis mir klar wurde, dass ich mich mit in das Herz stellen sollte.

Nach dem Lied begaben wir uns an den Tisch daneben, auf dem Donany mit den Ringen wartete. Extra für ihn wurde dort vorher nochmal umdekoriert, wie Herr Grillenscheucher mir hinterher erzählte. Und Donany bekam ein kleines Kissen für seinen wackeligen Kopf. Sooo liebevoll!

D., der Kreuzfahrtdirektor dieser Reise, hielt eine wunderschöne Rede für uns. Er ist sowieso ein richtig toller Kreuzfahrtdirektor mit Humor und Empathie. Da hatten wir richtig Glück, denn für derartige Trauungen ist immer der Kreuzfahrtdirektor und nicht der Kapitän zuständig und wir hatten schon ziemlich unangenehme derartige Direktoren auf unseren Fahrten.

Nach der Rede gaben wir einander das große JA-Wort, versprachen, uns zu lieben und zu ehren in guten wie in schlechten Tagen, und schworen uns die Treue. Hach, ergreifend!

Wir steckten einander die Ringe auf, nachdem wir sie von Donany runter gepuzzelt hatten. Zumindest ich stellte mich einigermaßen ungeschickt damit an. 😳

Und dann wurde für uns „Ton, Steine, Scherben“ mit einem der schönsten Liebesliedern, die es unserer gemeinsamen Ansicht nach gibt, gespielt:

Kitsch ist irgendwie nicht unser Ding. 😉 Aber es hat uns alles sehr berührt. Unsere Hände zeigen das auch.

Danach durften wir uns küssen. Ich fand das schon sehr seltsam, nach Aufforderung küssen zu sollen. Aber auch das haben wir – natürlich – hingekriegt.

D. gab uns noch ein paar persönliche Worte mit auf den Weg und das folgende Gedicht, von dem ich leider nicht weiß, von wem es ist:

Gemeinsam

Gemeinsam wachsen und gedeihen,
einander stützen und verzeihen,
gemeinsam lachen und auch weinen,
einander als warme Sonne scheinen.

Einander Respekt und Achtung zeigen
gemeinsam in Liebe verbunden bleiben,
einander Platz geben und Freiraum lassen,
das Lebensdrehbuch gemeinsam verfassen.

Einander in die Augen sehen,
gemeinsam versuchen, zu verstehen,
das „Ich“ und „Du“ pflegen ohne Gier –
dann wird es ganz selbstverständlich „Wir“!

Ich finde es wunderschön und absolut zu uns passend. Danke, D., das hast Du super ausgesucht!

Wir haben die Hochzeitsurkunde unterschrieben und anschließend gab es Champagner zum Anstoßen.

Dann kam der große Moment der wunderschönen Hochzeitstorte. Es war kein Käsekuchen, sondern eine Käsetorte geworden und die war eigentlich viel zu schön zum Anschneiden.

Mal ganz abgesehen davon, dass mir in dem Moment überhaupt nicht nach essen von was auch immer war. Aber das gemeinsame Anschneiden gehört selbstverständlich dazu. Da Herr Grillenscheucher bei uns der Koch ist, war für mich ganz klar, dass er das Messer führt und ich meine Hand nur leicht über seine lege. Hui, zu welchen Deutungen das führen kann! Wie schön, dass ich einfach weg hörte und sehen konnte, dass es auf unsere Art und Weise wunderbar klappte (man achte auf die akkuraten Schnitte…).

Die Torte war übrigens unglaublich lecker und alle Anwesenden freuten sich über unsere Wahl. Trotzdem haben wir es nicht geschafft, sie vollständig zu vernichten – sie war naturgemäß auch sehr sättigend.

Puh, nun hatten wir alles geschafft, was zu so einer anständigen Hochzeit gehört. Endlich durften wir rauchen gehen. 😉 Beim Ablegen standen wir vier auf der Aussichtbar und hörten das Typhoon und den Auslaufsong.  Wir winkten der Mein Schiff 2 zu, die an diesem Tag direkt hinter uns lag.

Es war das letzte Mal, dass sich die beiden Schwesternschiffe in einem Hafen trafen, und deshalb ging es ans Herz.

Hinterher haben wir mit C. und M. im Surf & Turf sehr lecker gespeist. Zum gebuchten Hochzeitspaket gehört eigentlich ein 6-Gänge-Menü im Richard’s Fine Dining, aber das ist absolut nicht unser Ding. Also haben wir darum gebeten, uns stattdessen im Surf & Turf einen Tisch zu reservieren, was zum Glück kein Problem war. Extra für uns war der Tisch total liebevoll geschmückt.

Hinterher waren wir alle vier pappsatt und konnten uns kaum noch bewegen geschweige denn den Rest der Hochzeitstorte als Nachtisch essen. Ins Casino sind wir dann eher gerollt als gegangen. Wir ergatterten 4 Plätze an der Bar und hatten noch einen sehr schönen Abend. Von allen Seiten wurden Herr Grillenscheucher und ich beglückwünscht. So’n Schiff ist eben doch ziemlich klein und unsere Hochzeit machte ganz schnell die Runde. Immerhin war die X-Lounge ja solange für das Publikum gesperrt und auf dem Schild vor der Tür stand eindeutig, was dort gerade stattfand.

Nachdem C. und M. sich verabschiedet hatten, hatten wir noch ein langes Gespräch mit G. über unsere Hochzeit. Hui, der war echt neugierig, aber es hat Spaß gemacht. Gegen Mitternacht sind Herr Grillenscheucher und ich in unsere Kabine gegangen, wo der wunderschöne Hochzeitsstrauß mit einem ziemlich erschöpften Donany auf dem Bett auf uns warteten.

Wir haben endlich den Sekt geköpft, der nun schon den halben Tag in seinem Kübel stand. Inzwischen war er zwar nicht mehr richtig kalt, aber um ganz allein auf dem Balkon miteinander anzustoßen, reichte es noch. Eine Weile haben wir den Möwen zugeguckt, die gerade das Schiff begleiteten, und dann sind wir glücklich und sehr müde in die Betten gesunken. So ein Glück, dass morgen wieder ein Seetag ist!

 

Der erste Seetag und lauter Defekte

Der erste Tag auf einer Kreuzfahrt ist normalerweise ein Seetag, an dem kein Hafen angelaufen wird. Die neuen Gäste sollen in Ruhe ankommen und das Schiff auskundschaften können; das ist der Plan der Reedereien. Und natürlich die Shops zu öffnen und dort Umsatz zu machen.

Herr Grillenscheucher und ich stellten an diesem ersten Morgen auf dem Schiff fest, dass die Nespresso-Maschine in unserer Kabine leicht defekt war. Sie weigerte sich, die Kaffeekapseln anzustechen. Dieses Problem konnte glücklicherweise Herr Grillenscheucher heilen.

Der nächste Defekt fand sich in der Dusche: das Wasser kam eher nicht mehr aus der Brause, sondern aus der Verbindungsstelle zwischen Brause und Schlauch. Dafür hatten wir nun wirklich kein passendes Werkzeug dabei – was man nicht alles beim Kofferpacken vergisst 😉 – und fingen an, die Handwerker vom Schiff zu beschäftigen. Dieses Problem haben sie zum Glück sehr schnell behoben.

Dass der Dunstabzug im Bad überhaupt keinen Mucks mehr von sich gab und ganz klar im Eimer war, haben wir gar nicht erst gemeldet. Das Ding war uns auf den vergangenen Kreuzfahrten eh schon immer als zu laut aufgefallen. Die Ruhe von dort war also eher ein Segen. Ganz im Gegensatz zum Lärm der Klimaanlage. Bei der hatten wir allerdings noch die Hoffnung, dass sie Ruhe gibt, wenn wir nur ihren Temperaturregler in die richtige Stellung brächten, in der sie nicht mehr so viel Arbeit hat, wie ihr Gestöhne vermuten ließ.

Auch sonst waren überall auf dem Schiff kleine Defekte zu sehen: abgestoßene Stellen, verdreckte Liegen und Deckenverkleidungen, die leicht runter hingen. Es war ganz deutlich, dass dies die letzte Fahrt für TUI sein würde. Da lohnen sich bestimmte Schönheitsreparaturen wohl nicht mehr. Dennoch habe ich mich auf unserem Spaziergang über die Mein Schiff 1 nochmal in sie verliebt. So viel Holz, so viel Außenfläche und immer mal wieder ein Knarren, das nur ein echtes Schiff kann.

Morgens schon war der Blick durchs Fenster auf unseren Balkon, das Meer und das Land in der Ferne einfach nur hinreißend.

 

Im Casino haben wir mit dem Kellner rumgealbert, der auf die Bestellung von Wasser mit Gas und Zitrone letztere selbstverständlich lieferte und die Selter natürlich auch. 😀

Sowieso lieben wir das grandiose Casino, der vielleicht schönste Innen-Raucherbreich auf einem Schiff, mit seinem irgendwie psychedelischen Eingang.

Es gibt so viele Bereiche auf dem Schiff, die wir nie aktiv genutzt haben, weil sie einfach nicht unseren Interessen entsprechen. Das macht ja aber gar nichts, denn andere Gäste hatten ihren Spaß daran und schön fanden wir sie trotzdem. Die Sushi-Bar z.B, die immer so hübsch dekoriert war:

Die Vinothek, die so gemütlich aussieht (auch wenn es immer, immer arschkalt dort ist – ich sach nur „Klimaanlage“):

Die Nasch-Bar und ihre Caféhaus-Tische, wo es sehr hübsche Pralinen gibt.

Die TUI-Bar, die auf unseren Reisen fast immer genauso kalt wie die Vinothek war. Sie hatte fast immer geöffnet und abends gab es dort oft Live-Musik.

Wir bewegen uns übrigens gerade von hinten nach vorn auf Deck 7 auf dem Schiff. Insgesamt gab es 12 Decks und die untersten 3 waren gewöhnlich nur von der Besatzung betretbar. Wobei Deck 3 ganz vorn oft als Ausgang für die Landgänge genutzt wurde.

In der Mitte vom Schiff gab es das Atrium, in dem man von Deck 5 mit der Rezeption bis ganz nach oben zu einem Kompass gucken konnte, der angeblich immer den aktuellen Kurs des Schiffes anzeigte. Ich habe das nie überprüft.

Leider gab es dort auch diese Aufkleber an einigen Wänden, die mich immer ganz traurig machten, wenn ich daran vorbei kam:

Dafür fand sich überall Oster-Dekoration auf dem Schiff und zwar eine, die ich mag, weil ich sie nicht kitschig finde.

Auf den Außendecks gab es viele Liegen, ein paar Sportplätze (z.B. einen „Rasen“ für die Golfspieler), Hängematten und manches ungestörtes Plätzchen.

 

Daneben gab es für die Einsiedler unter uns auch noch extra buchbare Entspannungsinseln. Ich persönlich bin ja nicht davon überzeugt, dass es dort so entspannend war, denn in unmittelbarer Nähe waren die nicht gerade leisen Abluftabzüge der Küche. Aber hübsch sehen die Dinger schon aus:

Unterwegs auf dem Schiff sahen wir sehr viel günstigere Alternativen, sich einen oder mehrere Liegeplätze zu sichern. Wow, es gibt tatsächlich riesige Wäscheklammern, die in der Lage sind, ein Handtuch auf einer Liege zu sichern und damit klar machen: „Meine!!!“. 😯 Ein Glück bin ich daran komplett uninteressiert, so dass es mich einfach nur schmunzeln ließ.

Die Himmel-und-Meer-Lounge bescherte einem einen wunderbaren Blick ganz vorn auf dem Schiff und hatte lauter gemütliche Ecken. Insbesondere welche, in die man sich einfach rein fläzen durfte.

Ein typisches Treppenhaus auf der Mein Schiff 1 sah meiner Meinung nach auch schon ziemlich spektakulär aus:

Nun gehen wir wieder zurück auf das hintere Ende vom Schiff. Dort schlummerte Donany im Bett und hielt sich die Ohren zu – die Klimaanlage…

Ebenfalls auf Deck 9, dem unserer Kabine, gab es den Kids Club. Dort kümmerten sich professionelle Betreuer um die Kinder, was ich für eine sehr gute Idee halte. Sie machten Schnitzeljagden über das Schiff, spezielle Ausflüge und Veranstaltungen und pro Tour mindestens eine Übernachtung im Kids Club mit ihnen. Auf unserer Kreuzfahrt waren 47 Kinder mit dabei. Wir haben unterwegs gehört, dass auf dem Schwesterschiff, der Mein Schiff 2, zur selben Zeit 400 Kinder dabei waren. Da ist so ein kleiner Club selbstredend überfordert und ich bin überfordert mit der Vorstellung, dass Eltern ihre kleinen Kinder überhaupt mit auf eine Kreuzfahrt nehmen. 🙄 Sie würden sie schließlich auch nicht auf eine Bus-Rundreise mitnehmen, oder?

Was für ein Glück, dass wir eine überschaubare Zahl Kinder mit an Bord hatten! Nichts gegen die Kinder, aber natürlich langweilen sie sich auf so einem Schiff – ganz besonders, wenn sie nicht speziell bespaßt werden können, weil es einfach zu viele sind. Und dann wird es für alle laut und anstrengend – für Kinder wie für Erwachsene. Wäre es da nicht für alle angenehmer, die Anzahl der Kinder pro Tour nach den Kapazitäten der Betreuungsmöglichkeiten zu begrenzen? Naja, das ist wahrscheinlich schon wieder Diskriminierung…

Am Nachmittag zog der Himmel leider langsam ein wenig zu, aber Land war immer noch in Sicht.

Ganz hinten auf dem Schiff auf Deck 5 und 6 war unser Lieblingsrestaurant untergebracht. Es kostete tatsächlich keinen Cent extra und war trotzdem so wunderschön eingedeckt – das Atlantic.

Und durch diese Drehtür ging es in die Küche des Atlantic:

An diesem und vielen anderen Abenden haben Herr Grillenscheucher und ich hier lecker gespeist. Heute gab es eines meiner Lieblings-Hauptgerichte – Hummer mit selbstgemachten Linguine. Und endlich war es mal wieder so wie früher, nämlich durch und durch lecker. 🙂

Vor dem schwierigen Einschlafen wegen der lärmenden Klimaanlage war ein wunderschöner Vollmond zu sehen:

Barcelona

Das war ein sehr seltsamer Tag. Aber immerhin begann er mit einem wunderschönen Sonnenaufgang.

Herr Grillenscheucher und ich waren ja schon einmal während einer Kreuzfahrt in Barcelona und hatten damals richtig Stress, rechtzeitig zurück zum Schiff zu kommen. Die Stadt ist einfach riesig und für Tagesausflüge deshalb nicht wirklich geeignet. Dieses Mal hatten wir bereits von zu Hause Tickets für einen Hop-on-Hop-off-Bus gebucht und geglaubt, dass damit alles einfacher wird. Weit gefehlt!

Wir haben den offiziellen Hafenshuttle-Bus raus aus dem Hafen genommen. Der kostete 4 € pro Nase hin und zurück, während die TUI für ihren Shuttle 9 € verlangt. Keiner von beiden fährt öfter als der andere. Warum also mehr als das doppelte ausgeben?

Der Hop-on-hop-off-Bus fuhr auf zwei Routen durch Barcelona. Wir haben zuerst die westliche Route genommen, sind auf einem Berg ausgestiegen und haben uns Barcelona von oben angesehen.

Der nächste Bus brachte uns zum Stadion vom FC Barcelona, wo unverständlicherweise so viele Menschen ausstiegen, dass wir endlich Plätze auf dem Oberdeck des Busses bekamen.

Auf dem Oberdeck war es zugig und die Sonne brezelte auf unsere Köpfe, aber wir konnten wenigstens was sehen. Dennoch gefiel es Donany vorher unten im Bus besser, wo er sogar einen eigenen Fensterplatz hatte:

Nun ja, die Zugluft würde mich noch die nächsten Tage beschäftigen. Erstmal habe ich die Kamera gezückt und ein paar Eindrücke eingefangen:

Am Plaza Catalonia sind wir wieder ausgestiegen und haben eine kleine Pause gemacht.

Ich weiß nicht, irgendwie ist mir Barcelona zu pompös. Selbst das Gebäude, in dem C&A ist, sieht aus wie eine Luxusboutique:

Und die Straßenlaternen erkennt man vor lauter Schnörkeln kaum als solche. Obwohl ich zugegen muss, dass ich die Idee, sie mit Sitzbänken auszustatten, echt super finde.

Wir sind in einen Bus der Ostroute umgestiegen und bekamen auf Anhieb Plätze auf dem Oberdeck. Unterwegs gab es Gassen, die direkt bis an den Strand führten.

Weniger schön (finde ich) waren die Neubauten:

Fast auf der Hälfte der Strecke überlegten wir, ob wir überhaupt noch genug Zeit für den Rest haben. Schwer zu sagen, denn das ist ja extrem abhängig von der Verkehrssituation. Wir entschlossen uns vorsichtshalber, vorzeitig aus zu steigen und verpassten dann auch noch den nächsten Haltepunkt des Busses. Also nahmen wir den übernächsten und latschten durch Viertel zurück Richtung Hafen, die wir sonst vermutlich nie gesehen hätten.

Streckenweise war es ein bisschen unheimlich, aber dafür kamen wir auch durch einen richtig tollen Park mit einem grandiosen Denkmal.

Und endlich waren wir zurück im gotischen Viertel ganz in der Nähe des Hafens. Puh, war ich erleichtert! Es war sogar noch Zeit für eine kurze Pause hinter der Kathedrale in einem ganz friedlichen Innenhof, wo ein Café selbstgemachte Smoothies anbot. Hach, herrlich, endlich was, was meinen Blutzuckerspiegel zurück auf Normalniveau gebracht hat!

 

Von dort sind wir zurück zum Hafenshuttle gelaufen. Ich war einigermaßen nervös, denn schließlich durften wir nicht nur das Schiff nicht verpassen, sondern ich auch meinen Massagetermin nicht. Herr Grillenscheucher tat alles, um mich zu beruhigen und hat es auch geschafft. Schließlich waren wir total rechtzeitig zurück und ich bekam eine Massage, auf die ich nach diesem Tag überhaupt keine Lust hatte. Gut getan hat sie trotzdem sehr.

Abends haben wir an sehr schönen Fensterplatz im Atlantic gegessen und ich habe zwischendurch eine Menge Fotos von einem grandiosen Sonnenuntergang gemacht:

Die guten Dinge von Montag, 15. Mai 2017:

  • Herrn Grillenscheucher in die Arme zu schließen.
  • Das anstrengende Barcelona bewältigt und der leckere Smoothie genau zum passenden Zeitpunkt.
  • Die Massage, die mir so gut tat.
  • Bonus: Der wundervolle Sonnenuntergang.

 

Der Nachtrag vom Wochenende

Auch das zweite Wochenende in diesem Jahr war ruhig und beschaulich. Im Winter lockt mich wenig in die graue Kälte. Dafür bräuchte es irgendeinen Anlass, ansonsten ist es zu Hause einfach zu kuschelig.

Die guten Dinge von Freitag:

  • Noch ein Urlaubstag und ich habe das Ausschlafen genossen.
  • Nach dem Einkauf im grauen Nieselregen auf dem Wochenmarkt waren Herr Grillenscheucher und ich total durch gefroren. Ein Glück hat uns das Tanzen wieder richtig durch gewärmt. Hat Spaß gemacht, obwohl es ziemlich voll war.
  • Hinterher gab es Penne Pute. 😉 So hieß mein Lieblingsgericht im Kellner-Sprech in einer Kneipe, die es leider nicht mehr gibt. Putengeschnetzeltes mit Brokkoli in Sahnesoße mit Penne. Und dieses Mal hat Herr Grillenscheucher es geschafft, die Soße genauso zu würzen wie sie damals schmeckte. Ein Träumchen. Der Trick liegt in einer Mischung aus Curry und Schnittlauch. Da muss man auch erstmal drauf kommen…

Die guten Dinge von Samstag:

  • Donany hatte eine Segelstunde. 😉

  • Herr Grillenscheucher hat mal wieder meinen Drucker zum Laufen gebracht. Irgendwie hat der, also der Drucker, das neue WLAN nicht lieb. Ich konnte jedenfalls endlich diversen Kram ausdrucken.
  • Ganz liebe Urlaubsunterstützung von Herrn Grillenscheuchers Eltern.
  • Bonus: Leckerste Spaghetti Bolo als nachträgliches Geburtstagsessen.

Die guten Dinge von heute:

  • Nochmal ganz in Ruhe ausgeschlafen.
  • Heute ist der Schaff-Ordnung-in-Deiner-Wohnung-Tag und passend dazu haben Herr Grillenscheucher und ich hier gewirbelt. Nun ist alles wieder sauber und ordentlich.
  • Dazu haben wir uns eine Flasche eiskalten (weil auf dem Balkon gelagert, denn der Kühlschrank war voll) Apfel-Birnen-Saft vom Apfelbauern geteilt. Sehr, sehr lecker, wenn er auch nicht ganz an italienischen Birnensaft ran kommt.