Neuerdings unberechenbar

Theoretisch weiß jeder, dass Krankheiten zum Leben genauso gehören wie das Sterben. Aber wirklich damit rechnen tut wohl kaum jemand. Außer mit einer Erkältung, wenn alle um einen rum bereits schniefen und husten und niesen. Der Überraschungseffekt ist also gewaltig, wenn man die Diagnose einer schweren und chronischen Krankheit erhält. Danach ist nichts mehr wie vorher. Damit hatte meine Mama doch recht.

Mitte September 2019 habe ich noch gedacht, ich wäre schlicht erschöpft. Seitdem sind 3 und ein halber Monat vergangen und ich glaube, so richtig habe ich die Diagnose immer noch nicht kapiert. Nie wieder werde ich einfach nur ein paar Tage Ruhe brauchen, damit alles wieder gut ist. Im Gegenteil: ich weiß seitdem nicht mehr, was in meinem Körper gerade vor sich geht und was er als nächstes mit mir vor hat. Das macht mich so ängstlich und unruhig, dass ich kaum noch allein sein kann. Und das macht mir am meisten zu schaffen.

Irgendwie habe ich immer funktioniert. Frau Grillenscheucher mit ihrem phänomenalen Gedächtnis, ihrer Rücksichtnahme, ihrem Organisationstalent, ihrem Verständnis für alle Sorgen und Nöte. Immer zu Diensten. Ich habe mit mir geschimpft, wenn ich meinen eigenen hohen Ansprüchen nicht genügte. Jetzt muss ich jeden Tag aufs Neue schauen, was überhaupt rein körperlich möglich ist.

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