Mitten in einem der teuersten Stadtteile Hamburgs, in Harvestehude, stehen zwischen lauter Altbauten 12 Gelbklinker-Hochhäuser – die Grindelhochhäuser. Vor mittlerweile 2 Jahren ( 😳 ) haben Herr Grillenscheucher und ich zwei der viel begehrten Plätze bei der Führung durch diese Häuser beim Denkmaltag ergattert. Vorher fand ich diese Häuser immer faszinierend hässlich, seitdem bin ich fasziniert von ihrer Geschichte und dem Leben in ihnen, wie es kurz nach ihrer Fertigstellung gewesen sein muss.
Auf dem Weg dorthin kommt man an einer sehr hübsch bemalten Hausfassade und Altbauten mit Skulpturen vorbei.
Und dann steht man vor jeder Menge Gelbklinker – Kontrast pur.
Bei unserer Führung war es übervoll. Die Frau, die uns die Hochhäuser nahe bringen wollte, war zwar sehr resolut (fast hätten wir in Zweier-Reihen gehen müssen 😉 ), hatte aber trotzdem Mühe, ihre Schäflein beisammen zu halten. Was wahrscheinlich auch an der Geschwindigkeit lag, die sie vorlegte, die für Rollator-Fahrer definitiv zu schnell war. Aber sie wollte uns halt in der Kürze der Zeit so viel wie möglich von den Häusern zeigen und erklären.
Ursprünglich war die ganze Anlage für die Besatzungsmächte nach dem 2. Weltkrieg geplant bis diese beschlossen, ihr Hauptquartier doch lieber nach Frankfurt zu legen. Der Hamburger Senat entschied sich daraufhin, die Häuser, deren Fundamente bereits gelegt waren, fertig zu bauen. Es entstand eine sehr moderne Wohnanlage mit Müllschluckern, einem Park zwischen den Häusern, Spielplätzen mit Wärtern, einer Wäscherei und einer Tankstelle. Letztere gibt es – leer stehend – immer noch. Dabei lag die doch so praktisch zwischen Ein- und Ausgang der Tiefgarage.
Im Erdgeschoss der Häuser gab es damals alle Läden, die das Herz begehrte: Metzger, Obst- und Gemüsehändler, Schuhladen usw. Außerdem gab es dort Arztpraxen und Cafés. Für das alltägliche Leben musste man das Areal der Häuser quasi nicht verlassen. Das stelle ich mir total praktisch vor.
Die Grünflächen zwischen den Häusern beinhalten einen Teich, viele Bäume und diverse Skulpturen. Letztere haben sich mir nicht so erschlossen, aber das mag daran liegen, dass ich sowas eher überflüssig finde. (Ist es sicherlich nicht. Lediglich ich kann damit nicht so viel anfangen.)
Leider durften wir im Inneren der Häuser nichts besichtigen. Es hätte mich brennend interessiert, wie die Wohnungen geschnitten sind. Wobei das natürlich auch unterschiedlich je nach Haus ist. Es gibt ein Gebäude, das nur aus Ein-Zimmer-Wohnungen besteht. Es wurde extra für die sogenannten Postfräuleins geschaffen: ledige, arbeitende Frauen.
Rein durften wir zwar nicht, aber drauf. Zum Abschluss der Führung waren wir eingeladen, mit auf die Dachterrasse eines der Gebäude zu kommen. Dort gab es nicht nur eine überwältigende Aussicht über Hamburg, sondern wir wurden auch zu Getränken und Kuchen eingeladen. Das war total nett und die Terrasse war obendrein liebevoll herbstlich geschmückt.
Die Aussicht von oben auf eins der Hochhäuser:
Blicke über viele, viele Dächer:
Man konnte die Kirche St. Nikolai (nicht zu verwechseln mit dem Mahnmal St. Nikolai) und das Planetarium von dort oben sehen.
Ist sie nicht wunderschön grün, unsere Stadt? 🙂